Jacqueline Peeters - Bilder einer Ausstellung
An den Wänden Skizzen mit der Wegbeschreibung zu einem längst verlassenen Atelier in der Rue de l'Eglise oder zu einer Adresse an der Rue de Parme in Brüssel, wo die Künstlerin eine Zeit lang unter dem Pseudonym "Madame de Parme" ihre Gäste empfing.
Daneben Studien auf Papier zur Hängung einzelner Arbeiten im Raum. Anzahl, Grösse, Entstehungsjahr. Angaben zur Beschaffenheit von Wänden und Decke. Das Fischgrätmuster eines Parkettbodens. Auf Leinwand übertragene Preislisten mit den Titeln noch zu malender Gemälde. "Unsold Painting Nr. 56". Ein Netzwerk aus künstlerischen Querverweisen und Wahlverwandtschaften. "Portrait de Jacqueline by Pablo Picasso", “Jacqueline et Jacques Dutronc", "Jackie Chan". Und immer wieder die Inventare eines nur ansatzweise zu erahnenden Oeuvres. "Unvollendete Bilder", "Beschädigte Bilder", "Verschollene Bilder".
Die rätselhaften Spuren einer Dichterin und Malerin, die bereits in jungen Jahren mit dem "Royal Award for Modern Painting", einem der renommiertesten holländischen Kunstpreise ausgezeichnet, sich in ihrem Schaffen zunehmend vom Kunstbetrieb entfremdete, bevor sie sich bis zu ihrer Wiederentdeckung für fast zwei Jahrzehnte auf einen abgelegenen Bauernhof in Flandern zurückzog. Und ein Spiel, in dem sich die Grenzen zwischen Mythos und Werk, Versprechen und Wirklichkeit allmählich verwischen.
Es sind poetische Bilder von eigenartiger Schönheit, die uns unweigerlich in Erinnerung bleiben. Bilder einer Ausstellung, die so vielleicht nie stattgefunden hat.
Christian Denzler, 2023